Vakuum-Pumpen sind bei der Verpackung von Lebensmitteln ebenso unerlässlich wie bei der Produktion von Solarzellen, Computerchips, in der Chemieindustrie oder in der Medizintechnik.
In Wetzlar soll sich der erbitterte Kampf zweier Mittelständler entscheiden. Sami Busch möchte den Aufsichtsrat des Konkurrenten Pfeiffer führen - angeblich ohne feindlich Absicht. Doch bei Pfeiffer Vacuum läuten alle Alarmglocken.
Die Busch-Gruppe aus dem südbadischen Dörfchen Maulburg - das ist auf den ersten Blick ein Sinnbild für den soliden deutschen Mittelstand: Seit Vater Karl Busch 1963 seine erste Vakuum-Pumpe baute, hat sich das Familienunternehmen zu einem Weltmarktführer mit mehr als 300 Mitarbeitern in 39 Ländern entwickelt. Ohne auch nur einen Euro Kredit bei einer Bank aufzunehmen, wie Busch einmal in einem Interview sagte.
Gar nicht zu diesem grundsoliden Image zu passen scheint allerdings der Angriff auf den Konkurrenten Pfeiffer Vacuum, den die Busch-Familie heute auf dessen Hauptversammlung im hessischen Wetzlar abschließen will. Gegen den Willen von Aufsichtsrat und Management haben die Buschs über ihre Beteiligungsgesellschaft Pangea inzwischen gut 30 Prozent der Pfeiffer-Anteile erworben. Karl Buschs Sohn Sami will sich nun zum Chef des Aufsichtsrats wählen lassen, um "unser erhebliches Investment" zu repräsentieren, wie er mitteilte.
Bei Pfeiffer sind sich von der Chefetage bis zur Werkbank alle einig, Opfer eines feindlichen Übernahmeversuchs zu sein. Vorstandschef Manfred Bender lieferte zuletzt traumhafte Wachstumsraten: Im ersten Quartal dieses Jahres legten Umsatz und Betriebsgewinn um jeweils etwa ein Viertel zu. Das Auftragsbuch ist nach Unternehmensangaben prall gefüllt. Pfeiffer sei strategisch, technologisch und finanziell "sehr gut aufgestellt", sagte Bender bei der Vorlage der Quartalsbilanz. "Wir konnten, können und werden auch künftig ohne Busch leben können – wahrscheinlich sogar besser", zitiert die "Wetzlarer Neue Zeitung" den Pfeiffer-Chef. Zudem wies er die von Busch zuletzt gebotenen 110 Euro pro Aktie als zu niedrig zurück.
Sami Busch dagegen betont seit Wochen immer wieder, dass Bender und Pfeiffer gar nichts zu befürchten hätten. "Wir streben weder eine Integration noch Kostensynergien an", teilte Busch mit. Ihm als künftigem Aufsichtsratschef gehe es nur darum, "als erfahrener Branchenkenner den Vorstand von Pfeiffer Vacuum konstruktiv zu begleiten".
Doch die Aussagen von Sami Busch, der gemeinsam mit seinen Geschwistern Kaya und Ayla, das Familienunternehmen führt, stoßen auf Misstrauen. In ihrem Übernahmeangebot bewerten die Buschs Pfeiffer mit deutlich über einer Milliarde Euro. Das ergibt laut Analysten vor allem dann Sinn, wenn man Synergieeffekte zwischen den Unternehmen anstrebt. Da beide Firmen ähnliche Produktpaletten haben, dürften sich bei einer Übernahme hohe Einsparpotenziale ergeben.
Trotz gegenteiliger Versicherungen von Sami Busch geht bei den Pfeiffer-Mitarbeitern die Angst um. Betriebsrat und die IG Metall forderten von den Aktionären, ihre Anteile nicht an Busch zu verkaufen. Denn mit dem Investor drohten die Abschöpfung von Gewinnen und der Ausstieg aus dem Tarifvertrag. Dass Busch betont, auch die Interessen der Mitarbeiter "schützen" zu wollen, nehmen deren Vertreter ihm nicht ab. Schließlich hat Busch seit der Unternehmensgründung stets eine Bindung an einen Tarifvertrag vermieden. "Wir sorgen auch so für unsere Mitarbeiter", sagte Firmengründer Karl Busch einmal dem "Handelsblatt". Dafür müssen diese Mitarbeiter in Maulberg allerings 40,5 Stunden pro Woche arbeiten statt der 35 Stunden, die der Metall-Tarifvertrag vorsieht.
Pfeiffer-Chef Bender hofft, dass viele Aktionäre zur Hauptversammlung nach Wetzlar kommen, um zu zeigen, "dass 30 Prozent keine Mehrheit" seien. Doch selbst wenn Sami Busch nicht zum Aufsichtsratschef gewählt werden sollte, dürfte sich die Unternehmerfamilie kaum geschlagen geben. Da sie die 30-Prozent-Hürde bereits genommen hat, darf sie laut Aktienrecht nach und nach weiter zukaufen, ohne zeitliche Begrenzung und auch ohne den anderen Anteilseignern ein neues Angebot machen zu müssen.