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2022-07-30 09:12:44 By : Ms. Dora Xu

Vor 40 Jahren setzte US-Astronaut Neil Armstrong seinen Fuß in den weißen Staub des Mondes – Höhepunkt der Mission Apollo 11. Der NASA-Ingenieur Jesco von Puttkamer, damals schon Mitglied im Apollo-Bodenteam, beschreibt das in seinem neuen Buch „Abenteuer Apollo 11“.

BILD druckt in einer großen Serie Auszüge. Heute Teil 4: Spaziergang auf dem Mond.

Um 19.43 Uhr, Bordzeit 106 Stunden, 11 Minuten, beginnen Neil Armstrong und Buzz Aldrin mit den Vorbereitungen des ersten Ausfluges eines Menschen in die Mondwelt.

Der in grellem Orange-Rot leuchtende Überhelm, der in einer speziellen „Hutschachtel“ mitgeführt wird, wird über den normalen Druckhelm gesetzt und an ihm befestigt. Der Unterhelm besteht aus orange-rotem Poly-Carbonat-Kunststoff. Er kann Temperaturen von 125 Grad über null oder 125 Grad unter null standhalten.

Das Lebenserhaltungsgerät schafft und erhält im Innern von Armstrongs und Aldrins Raumanzügen eine Atmosphäre, ein kleines Stück Erde, das den Astronauten auf dem luftleeren Mond das Leben und Werken ermöglicht. Die Temperaturextreme, vor denen es sie außerdem beschützen muss, reichen von der Temperatur siedenden Wassers in der Sonne bis zur Temperatur, bei der sich Luft verflüssigt.

Nach einer letzten Überprüfung der Geräte sind Kommandant und Landepilot der Apollo 11 bereit, die Kabine zu verlassen. Als nächste Verrichtung öffnen sie das Entlüftungsventil im Fußraum der Kabine und lassen die Kabinenatmosphäre des Mondlanders durch einen biologischen Filter ins Vakuum des Weltraums ausströmen.

Um 22.39 Uhr abends am 20. Juli wird der Lukenverschluss unter den Armaturenkonsolen zurückgeklappt.

Armstrong: „Ah, die Klappe öffnet sich.“ Dann kauert sich der Kommandant nieder und kriecht vorsichtig auf dem Bauch mit den Füßen voran durch den geöffneten Lukentunnel nach draußen.

Auf der kleinen Metallplattform angelangt, richtet sich der Kommandant auf und sieht, erstmalig außerhalb seines Raumfahrzeugs, den silbern blitzenden „Eagle“ vor sich, der ihn und seinen Kameraden so sicher aus der Parkbahn heruntergebracht hat, über 380 000 km von der Erde entfernt.

Armstrong: „Okay, Houston. Ich bin auf der Veranda.“

Für alle, die diesen unvergesslichen Moment miterleben, weicht einen kurzen Augenblick lang die alltägliche Umgebung des Kontrollsaals, der Fernsehschirme, der vier Wände unserer Welt ins Unbedeutende zurück. Und der Kosmos tut sich in seiner ganzen Weite auf.

In der Zentrale in Houston antwortet der Diensthabende, Bruce McCandless: „Okay, Neil, wir können dich jetzt die Leiter hinunterkommen sehen.“ Die Leiter hat insgesamt neun Sprossen, und es dauert etwa drei Minuten, bis Neil Armstrong unten angelangt ist und im Inneren des schalenförmigen Tellerfußes steht.

Armstrong: „Ich bin am Fuß der Leiter. Die Fußteller des Lande-Moduls sind nur 2,5 bis 5 cm in die Oberfläche eingesunken, obwohl die Oberschicht sehr, sehr feinkörnig zu sein scheint, wenn man sie aus der Nähe betrachtet. Sie ist fast ein Pulver.“

Armstrong: „Jetzt werde ich vom Lande-Modul treten.“

Wenige Minuten vor elf Uhr nachts (US-Zeit) berührt er mit dem linken Fuß erstmalig die Mondoberfläche, den rechten zur Sicherheit für einen Moment im metallenen Fußteller belassend.

Neil Armstrong an die Welt: „That is one small step for a man, one giant leap for mankind“ („Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein Riesenschritt für die Menschheit“).

Das sind die ersten Worte eines Menschen auf dem Mond.

Um 23.14 Uhr betritt der zweite Mensch den Mond. Buzz Aldrin hält sich an der Leiter fest und springt probeweise zur etwa einen Meter hohen ersten Sprosse zurück – elegant und leicht schwebend wie ein Balletttänzer.

Bevor er den Fuß auf den Boden setzt, benützt er die kurze Wartezeit dazu, sich in den umgeschnallten Urinbeutel zu erleichtern. Damit verzeichnet er, wie er bei diesem Geständnis viele Jahre später scherzt, seine eigene „historische Erstleistung“.

Armstrong: „Ist das nicht was?!“ Er fotografiert seinen Bordkameraden beim Abstieg.

Wohl niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit hat es ein Ereignis gegeben, das wie Armstrongs erste Schritte auf dem Mond die Erdbevölkerung derart umfassend, derart gleichzeitig, derart nachbarlich zusammengeführt hat.

Es ist ein Moment von beispielloser Dramatik, von Erleichterung und Erfüllung.

Die Menschen sind verstummt. In der Flugleitzentrale, in den anderen NASA-Instituten, in aller Welt gibt es erwachsene Menschen, denen die Tränen über die Wangen rinnen – und niemand schämt sich ihrer in diesem Moment. Es ist ein Moment, den wir alle für den Rest unseres Lebens nicht mehr vergessen, den wir niemals aus dem inneren Auge verlieren werden. Es ist ein Moment, für den wir den drei Männern dort draußen in der Tiefe des Weltraums für immer unsagbar dankbar bleiben werden.

Ausflüge auf dem Mond und Rückkehr zur Erde