Ärztin zum verpfuschten Eingriff – Wie gefährlich war Linda Evangelistas Schönheitseingriff? | Der Bund

2022-07-02 09:49:48 By : Ms. GiGi HE

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Weil sich das Supermodel Fettpölsterchen wegfrieren lassen hat, sei sie nun «brutal entstellt». Was ist diese Cool-Sculpting-Behandlung eigentlich genau?

Sie zierte einst ein Cover nach dem anderen und war von den Catwalks nicht wegzudenken: Linda Evangelista zählte zu den Supermodels der 90er-Jahre. Doch um Evangelista ist es seit Jahren still geworden. Seit Donnerstag ist klar, wieso sich die gebürtige Kanadierin aus dem Rampenlicht zurückgezogen hat. Wie sie in einem ausführlichen Instagram-Post schrieb, wurde sie durch eine Schönheits-OP «brutal entstellt». Bei einer Cool-Sculpting-Prozedur der südkalifornischen Firma Zeltiqs Aesthetics Inc. hätten sich ihre Fettzellen nicht verkleinert, sondern vergrössert. Auch zwei schmerzhafte, erfolglose Korrekturoperationen hätten daran nichts geändert.

Nun hat sie Klage gegen das Unternehmen eingereicht. In der Klageschrift steht laut «New York Times» , dass die Model-Ikone am Bauch, an den Oberschenkeln und am Kinn behandelt wurde. Die Firma habe die Risiken «absichtlich verschwiegen» oder «nicht angemessen davor gewarnt», heisst es weiter. Nun habe die 56-Jährige harte, wulstige Massen unter der Haut sowie Narben aufgrund der erfolglosen Fettabsaugungen. Sie leide infolge des Pfuschs auch an Depressionen und Selbstverachtung, ihre Modelkarriere sei vorbei. Die geforderte Schadenersatzsumme beläuft sich auf 50 Millionen Dollar.

Doch welcher Prozedur hat sich Evangelista genau unterzogen? Was ist falsch gelaufen?

Frau Dr. med. Péclard, was ist Cool Sculpting genau?

Cool Sculpting ist der Brandname des Geräts, das auf Kryolipolyse basiert. Kryolipolyse bedeutet eigentlich, Fett mittels Kälte aufzulösen. Das Originalgerät wurde 2008 von zwei führenden Harvard-Professoren entwickelt. Deren Studien zeigten, dass mittels Kälte einzelne Fettzellen kristallisiert und gefroren werden können und dann von den körpereigenen Fresszellen abgebaut werden. Somit kann man nach einer Cool-Sculpting-Behandlung 20 Prozent der lokalen Fettpölsterchen loswerden. Dafür wird das Gewebe durch einen Vakuumaufsatz eingesaugt und bei einer Temperatur von vier Grad vernichtet.

Was ist Ihrer Meinung nach bei Linda Evangelistas Prozedur falsch gelaufen?

Was sie da genau behandeln lassen hat, weiss ich nicht. Wenn sie ihr Doppelkinn gemacht hat und nicht aufgeklärt worden ist, dass es zu einer paradoxen adipösen Fetthyperplasie (PAH), also einer Fettvermehrung, kommen kann, ist es das Problem des behandelnden Arztes.

Eine Komplikation durch eine Entzündung. Es kommt zu einer Körperabwehr, wodurch das Fett mehr stimuliert anstatt reduziert wird. Dies passiert meistens am Bauch, bei den Männern häufiger als bei Frauen. Man weiss, dass der Körper von bestimmten Menschen das machen kann – im Voraus kann man das aber nicht sehen. Es kommt auch sehr selten vor. Ich glaube, nur bei einer Person von vier- bis fünftausend. Ich mache Cool Sculpting seit 2013 und hatte dieses Problem noch nie.

Warnen Sie Ihre Patienten vor dem Eingriff vor einer möglichen PAH?

Ja, das ist Teil des Aufklärungsgesprächs. Wir sagen, dass es eine PAH geben kann, aber auch, dass dies sehr selten ist. Es kann zum Teil auch sogenannte Non-Responder geben, also Personen, bei denen die Behandlung keine Effekte zeigt. Über die Risiken muss man die Patienten einfach informieren, damit jeder für sich selbst entscheiden kann. Wenn das Risiko aber so hoch wäre, dass fast jeder Patient eine PAH entwickelt, würde man die Behandlung schon längst nicht mehr anbieten.

Kann man eine PAH beheben?

Wenn eine solche Komplikation auftaucht, nimmt der behandelnde Arzt normalerweise Rücksprache mit der Firma. Dann macht man meistens eine Liposuktion, also eine chirurgische Fettabsaugung. Dadurch sollte man die PAH in der Regel eigentlich beheben können.

Wie kommt es, dass bei Promis wie Evangelista oder Carla Bruni , Madonna oder Renee Zellweger, die sich sicher die besten Chirurgen leisten können, solche Unfälle passieren?

Fehler können auch dem besten Arzt passieren, wir sind letztendlich auch nur Menschen. Klar, es sollte nicht passieren, wir geben unser Bestes und haben auch das Know-how, dass solche Fehler nicht passieren, aber es kann vorkommen. Ich weiss jetzt auch nicht, ob der Fall bei Evangelista nur von einem Arzt oder von mehreren verschuldet wurde, aber es kommt natürlich auch immer auf die Erwartungshaltung der Patienten an.

Da wäre zum Beispiel Michael Jackson, der ja eine Wahnvorstellung hatte, wie er aussehen wollte. Dann muss man auch einfach damit rechnen, dass das nicht gut kommt. Ärzten, die sich an solche Sachen wagen, würde ich wirklich raten, die Finger davon zu lassen. In so einem Fall behandelt man so eine Person lieber nicht, als dass es dann schief rauskommt. So eine grosse Erwartungshaltung kann man nicht erfüllen.

Dr. med. Mandana Péclard von der Zürcher Praxis am Paradeplatz ist Fachärztin FMH für Allgemeine und Innere Medizin. Sie hat mehr als 20 Jahre Berufserfahrung mit fundierter Ausbildung an verschiedenen anerkannten Ausbildungsstätten in Zürich. Ihr Tätigkeitsgebiet ist die Dermatologie mit den Kernkompetenzen Hautkrebsprävention, Aknetherapien, dermatologische Lasertherapien und ästhetische Medizin.

Gibt es viele Personen, die bei Ihnen Fett wegfrieren lassen?

Ja, sehr viele. Ich habe es auch schon gemacht, einfach um ein bisschen am Bauch zu arbeiten, dass er vor allem vor dem Sommer schön aussieht und weniger Fettpölsterchen hat. Die Behandlung ist sehr beliebt, auch weil sie sehr effektiv ist. Ich finde es aber extrem wichtig, zu erwähnen, dass es mittlerweile immer mehr Copycats gibt. Also Kryolipolyse, die an jeder Ecke, bei jeder Kosmetikerin oder auf Instagram für nur hundert Franken angepriesen wird. Ich habe schon so viele Verbrennungen gesehen und Fälle, wo die Behandlung überhaupt nicht angeschlagen hat. Dadurch haben viele Patienten für eine Zeit lang das Vertrauen in Kryolipolyse verloren.

Kryolipolyse ist also nicht dasselbe wie Cool Sculpting?

Nein, Kryolipolyse ist die Beschreibung der Methode. Nicht jede Kryo-Behandlung ist das Gleiche wie Cool Sculpting. Cool Sculpting ist das Originalgerät, das von seriösen Anbietern wie Arztpraxen angeboten wird. Das Gerät wird nicht an die Kosmetik verkauft. Es ist sehr teuer in der Anschaffung und braucht viel kostspieliges Verbrauchsmaterial. Eine gute Aufklärung und eine gute Konsultation von einem Arzt ist also sehr wichtig, damit man die passende Person für eine solche Behandlung aufsuchen kann, die damit auch Erfolg hat. Dabei sollte der Preis keine Rolle spielen, es geht ja schliesslich um den eigenen Körper, für den man etwas Gutes und nicht etwas Günstiges will.

Wie viel kostet so eine Behandlung, und wie lange dauert sie?

Bei uns in der Praxis kostet eine Behandlung in einer Zone je nach Grösse in der Regel 700 Franken und dauert etwa 35 bis 75 Minuten. Die Behandlung ist konservativ, man hat also keine chirurgischen Massnahmen oder Ausfallzeiten. Nach der Behandlung baut sich das Fett nicht über Nacht, sondern innerhalb von drei bis sechs Monaten ab. Die Reduktion ist jedoch nachhaltig: Wenn das Fett einmal weg ist, kommt es nicht mehr zurück. Wenn man zunehmen würde, würde dies dazu führen, dass das Volumen der bleibenden Fettzellen zunimmt. Das heisst aber nicht, dass die vernichteten Fettzellen wieder da sind.

Wo wird Cool Sculpting eingesetzt?

Die Behandlung ist für Personen, die gesund und sportlich sind, aber einzelne genetische Veranlagungen für Fettpölsterchen haben. Es gibt ja auch schlanke Menschen, die ein Doppelkinn, etwas Hüftgold, Reiterhosen oder ein Bäuchlein haben. Frauen lassen sich vor allem gerne die Innenseite der Oberschenkel machen oder wollen den Umfang ihrer Arme reduzieren. Männer machen es auch gerne an der Brust. Diese Personen kann man gut mit Cool Sculpting behandeln und auch zu einem guten Resultat kommen, das lang anhält.

Wann und wo sollte man diesen Eingriff nicht machen?

Cool Sculpting ist nicht dafür gemacht, abzunehmen. Wenn also jemand mit einem Bierbauch kommt, hat es keinen Sinn, diese Behandlung zu machen. Auch wenn man unter der Kältekrankheit leidet und die Haut empfindlich auf Kälte reagiert, darf man die Behandlung nicht machen. Verletzungen oder frische Narben sollte man im zu behandelnden Bereich ebenfalls nicht haben. Man kann damit keine Hängebacken wie «Champagner-Bäggli» wegbringen. Dort verläuft oberflächlich ein Nerv, der bei einem Vakuum beschädigt werden könnte. Auch die Gesässform kann aufgrund der grossen Behandlungsfläche nicht verändert werden.

Lisa Füllemann ist Redaktorin im Ressort Leben. Sie hat an der Universität Zürich Geschichte und Deutsche Literaturwissenschaft studiert.

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